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Ringvorlesung "Wege zur Erforschung des Gehirns"

Prof. Dr. Cornelius Weiller, Universitätsklinikum Freiburg | Wie funktioniert das Gehirn? Alte Ideen – Neue Konzepte

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Wege zur Erforschung des Gehirns" WS 2019/2020
When Feb 10, 2020
from 07:00 PM to 08:30 PM
Where Großer Hörsaal Biologie II/III, Schänzlestraße 1, 79104 Freiburg
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Das ureigenste Bestreben des Menschen seine eigenes Gehirn in seiner Ganzheit zu verstehen und die gleichzeitige methodische Unvollständigkeit hat immer wieder zu „Artefakten“ geführt. Bei der Komplexität des Gehirns ist der Versuch der Datenreduktion, „Reduktionismus“ verständlich. Wir können aber nur in menschlichen Kategorien denken. Auch wenn diese durch das Gehirn entstehen, mögen sie nicht denselben Kategorien des Gehirns entsprechen. Wenn wir versuchen aus einer Störung bei einem Patienten durch eine Schädigung eines bestimmten Bereiches des Gehirns auf dessen Funktion beim Gesunden schließen, machen wir also „menschliche“ Fehler.

Paul Broca obduzierte einen Patienten, der nach einem Schlaganfall nur noch das Wort: „tan“ sprechen konnte, nach seinem Tod und fand vorne links eine Schädigung. Er folgerte zunächst daraus: “Daher weißt alles darauf hin, daß im vorliegenden Fall die Läsion im Frontallappen die Ursache für den Verlußt des Sprechens war.” Absolut korrekt aus heutiger Sicht. Der Befund war eine Sensation, auf einmal konnte man „Funktionen“ bestimmten Regionen im Gehirn zuordnen, man entdeckte die Asymmetrie (Sprache = links) und etwas so menschliches wie Sprache hat ein Korrelat im Gehirn. Die große Beachtung (ver)führte Broca zu einer weitergehenden Schlußfolgerung: “Das anatomische Exemplar und die Fallgeschichte…… unterstützen die Idee über die Lokalisation der Sprache…. “. Dies hatte schlimme Folgen. Wenn die linke Hirnhälfte für so komplexe kognitive Fähigkeiten wie Sprache zuständig ist, damit unser Intelligenz, Kultur und Bewußtsein prägt, was bleibt dann für die rechte Hemisphäre? Nur primitive Reaktionen auf Reize, typisch für unterentwickelte Menschen wie „Kinder, Frauen oder Farbige“. Wenn die linke Hirnhälfte für Sprache und Motorik der rechten Hand zuständig ist, muß man dann nicht Linkshänder zwangsweise umerziehen? Gängige Praxis bis in die 70er Jahre hinein. Zwar politisch korrekter, aber grundsätzlich ähnliche Fehler gibt es bis heute.

Funktion entsteht durch Interaktion von Hirngebieten, die weit entfernt voneinander sind. Diese Verbindungen zwischen (kortikalen) Hirngebieten nennt man Assoziationsfasern. Jedes menschliche Gehirn hat in jeder Hirnhälfte zwei große Fasertraktsysteme, die nach ihrem Verlauf, oberhalb oder unterhalb des horizontalen Sylvischen Fissur „dorsal“ und „ventral“ genannt werden. Hieraus ergibt sich eine weitere, auch ontogenetisch bekannte anatomische Zweiteilung des Gehirns, deren funktionelle Bedeutung wir in den letzten Jahren untersucht haben. Daten von Patienten haben dabei die Richtung gezeigt. Nicht nur grundlegende Funktionen der beiden Bahnsysteme („Sequenz“ versus „Struktur“) ergibt sich daraus. Auf einmal erscheinen so grundlegend unterschiedliche Funktionen und deren Störung wie die Benutzung von Werkzeugen (und „Apraxie“) und auswendig gelernte Redewendungen („chunks“) oder Verstehen von Sätzen („Aphasie“) und konzeptuelle Erfassung des Raumes (oder „Neglect“) eine verblüffend ähnlich anatomisch Basis zu haben. Beide Systeme sind unterschiedlich am Lernen beteiligt und erlauben vielleicht eine Kompensation geschädigter Funktionen. Erst Hinweise zeigen, daß der Erhalt bestimmter Bahnen Conditio sine qua non ist für nachhaltige Rehabilitationserfolge.

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